Interviews mit dem Vorstand
Dr. Silke Colditz-Heusl
1. Vorstand
Frage: Heutzutage sind immer weniger Leute bereit, sich in Vereinen zu engagieren. Was motiviert Sie den Vorsitz eines Vereins innezuhaben, der sich noch dazu mit Inhalten vergangener Zeiten beschäftigt?
Mit Nürnberg verbinde ich eine herausragende Stadtgeschichte, es bietet jedoch noch weit mehr, es bietet Weltgeschichte, wenn ich nur an die Goldene Bulle denke oder an die ewige Aufbewahrung der Reichskleinodien in dieser Stadt; es bietet Kunstwerke von Weltrang. All die Botschaften, die verschiedenste Denkmäler unserer Stadt beinhalten, zeigen uns Richtlinien und Werte; diese gilt es zu erkunden, in Zusammenhänge zu stellen und zu bewahren.
Nürnberg begeistert! Dieses Empfinden möchte ich gerne mit vielen anderen Menschen - Einheimischen wie Besuchern - teilen. Dazu muss man Engagement zeigen, in Kontakt treten und diesen auch pflegen; Ideen können entwickelt werden, indem man wahrnimmt, erkennt und forscht; eine große Kunst liegt aber auch gerade darin, das Erarbeitete auf emphatische Weise zu vermitteln. Mit diesem Auftrag nehmen wir am Kulturleben dieser Stadt teil. Geschichtsbewusstsein zu pflegen, fördert einen klaren Blick auf das Hier und Jetzt und schafft Möglichkeiten für die Zukunft.
Claudia Schweizer
2. Vorstand
Frage: Frau Schweizer, Sie sind 2. Vorsitzende des FKM Nürnberg. Was hat Sie bewogen, Mitglied zu werden?
Die Gründungsversammlung war am 24. Januar 2009, aber bereits am 21. Januar habe ich durch den Kauf des Griebschen Künstlerlexikons ein Anmeldeformular gefunden, das dem vierbändigen Werk beigelegen war. Ich dachte damals sofort, das interessiert mich. Denn die Ziele des Vereins, die in der beiliegenden Broschüre beschrieben waren, stimmten mit meinen eigenen Gedanken überein. Im “Nürnberger Künstlerlexikon“ fand ich viele mir noch persönlich bekannte Nürnberger Künstler, die meine Kunstlehrer der frühen Jahre waren, wie Leo Smigay, Heinrich Rettner, Oskar Rieß, Ernst Pflaumer und Friedrich Neubauer, der Bruder meines Vaters. Als Fremdsprachenkorrespondentin für Englisch und Französisch lernte ich bereits 1960 unseren Vereinsgründer Manfred Grieb in der Exportabteilung der Firma Staedtler als Kollegen kennen.
Ich war, Jahrgang 1943, schon in meiner Jugend der Meinung, dass in Nürnberg erhaltenswerte Bausubstanz, die den Krieg überlebt hatte, leichtfertig modernen Gebäuden weichen musste, die meiner Meinung nach nicht in die Altstadt passt. Zudem finde ich, dass die ehemalige Reichsstadt sich in ihrer kulturhistorischen Bedeutung immer noch nicht hinreichend darstellt. Diese Auffassung wurde durch meine mehrjährigen Aufenthalte in Asien, Afrika und Amerika immer wieder bestätigt. Nürnberg wird im Ausland immer noch zu stark mit seiner „braunen“ Vergangenheit in Verbindung gebracht.
Gunhild Zibrowius
Schatzmeister
Frage: Sie sind Gründungsmitglied und seit Beginn des Vereins Schatzmeisterin. Was hat Sie nach dem Tod des Initiators Manfred Grieb bewogen, dieses Amt fortzuführen?
Vor der Vereinsgründung hatte mich Manfred Grieb gefragt, ob ich für dieses Amt zur Verfügung stehen würde. Ich habe zugesagt, weil ich es für wichtig halte, das Wissen um die historische Bedeutung Nürnbergs und vor allem die reichen Kunstschätze dieser Stadt lebendig zu halten. Hieran hat sich durch den plötzlichen Tod von Manfred Grieb nichts geändert. Fast möchte ich sagen im Gegenteil: Manfred Grieb hat nicht nur ein ideelles, sondern auch ein finanzielles Vermächtnis hinterlassen. Ich empfinde es zugleich als Verpflichtung, die Idee von Manfred Grieb fortzuführen. Dabei wollen wir nicht stehen bleiben, sondern – zum Beispiel mit dem Virtuellen Museum – auch die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen. Damit können wir nicht nur das Nürnberger, sondern sogar ein internationales Publikum erreichen und somit auch Werbung für unsere Stadt machen.
Wolfhart Wiegmann
ehem. Schriftführer
Frage: Wie kommt ein Weinhändler, gebürtig aus Ostwestfalen zum Förderverein Kulturhistorisches Museum Nürnberg?
Ich lebe seit 1965 in Nürnberg, anfangs beruflich als Werbefachmann, dann ab 1984 als selbstständiger Weinhändler und Importeur für französische und italienische Weine. Durch jahrelange Freundschaft mit dem Vereinsgründer Manfred Grieb war ich von Beginn an, seit 2009, Vereins- und so auch Gründungsmitglied. M. Grieb arbeitete schon damals am „Nürnberger Künstlerlexikon“, das ein umfassendes Zeugnis der Einmaligkeit Nürnberger Kunst werden sollte und auch geworden ist! In zahlreichen Gesprächen lernte ich die einzigartige Stellung Nürnbergs in seiner reichsstädtischen Zeit kennen.
Frage: Ist die ursprüngliche Idee von Manfred Grieb, die Gründung eines realen Museums nicht etwas utopisch?
Ja sicherlich, denn ein solches Projekt würde Unsummen benötigen, ganz zu schweigen von der Finanzierung des laufenden Betriebs. Da kam die Idee, ein „Virtuelles Museum“ via Internet zu schaffen. Und das ist tatsächlich seit 2015 verfügbar und wird laufend ergänzt. Schade ist es schon diese Ursprungsidee aufzugeben, denn es gibt viele Sammler, die ihre Schätze zur Verfügung stellen würden. Und in den Bunkern des „Germanischen National-Museums“ liegen noch viele unentdeckte Schätze und schlummern vor sich hin.
Frage: Wie sehen sie die Ziele und Unterstützungen des Fördervereins KHM?
In erster Linie geht es darum, immer wieder die Großartigkeit Nürnberger Kunst in der Welt publik zu machen. Dafür bietet das Projekt „Virtuelles Museum“ ein Portal von besonderer Qualität. Es ist wichtig, Nürnbergs Namen und Taten nicht nur mit der unsäglichen jüngeren Geschichte in Verbindung zu bringen. Der Förderverein zeigt große Eigeninitiative, was die Ausstellungen der vergangenen Jahre zeigen, ebenso unterstützt er kulturelle Projekte anderer Träger. Durch regelmäßige Vorträge und gezielte Ausstellungen wollen wir informieren und die große Vergangenheit wachhalten.