Kurze Stadtgeschichte Nürnbergs bis 1806

(Quellen: Stadtarchiv Nürnberg, Stadtlexikon u.a.)

Sigena-Urkunde von 10501050 Stadtgründung
Am 16. Juli 1050 beurkundete Kaiser Heinrich III. während eines Hoftags in Nürnberg die Freilassung der Leibeigenen Sigena. Diese Urkunde ist die erste schriftliche Erwähnung Nürnbergs und gilt heute als vermeintliches Stadtgründungsdatum.

1219 Reichsstadt
Friedrich II. bestätigte durch den großen Freiheitsbrief u.a. die Reichsunmittelbarkeit der Stadt, steuerliche Selbstverwaltung und Handelsprivilegien.

1256 Erste Erwähnung des Rates der Reichsstadt

1298 Erster Judenpogrom
Über 100.000 Tote in 147 süddeutschen Gemeinden, davon 628 in Nürnberg.

1305 Vollendung der Inneren Stadtmauer
In den 1320er Jahren wurden die ursprünglich getrennten Stadtmauern für die Lorenzer und Sebalder Altstadt durch den Bau des Wasserturms beim Weinstadel und des Schuldturms auf Insel Schütt verbunden.

Um 1320 Ausformung der patrizischen Ratsverfassung.

1331 Stiftung des Heilig-Geist-Spitals
Konrad Groß galt als einer der reichsten Männer des Reiches. Aus tiefer religiöser Überzeugung stiftete er mit Urkunde vom 27.9.1331 das Heilig-Geist-Spital (eingeweiht 1339), dazu die Kirche und eine Schule für 12 arme Chorschüler.

1341/1357 Privilegien
Mit Urkunde vom 30.5.1341 verlieh Kaiser Ludwig der Bayer den Bürgern der Stadt Nürnberg die Gnade, daß sie und ihr Gut weder für ihn noch für das Reich verpfändet werden sollen.

Mit Urkunde vom 2.4.1347 bestimmte Kaiser Karl IV., daß die Nürnberger Bürger vor keinem anderen Gericht als dem Nürnberger Schultheißen (dem kaiserlichen Richter in der Stadt Nürnberg) verklagt werden dürfen. Mit einer weiteren Urkunde vom 4.11.1347 befreite er die Stadt von der Gerichtsbarkeit des Hofgerichts. Am 2.11.1347 verlieh der Kaiser den Nürnberger Kaufleuten in Prag die Rechte der Prager Bürger.

1348 Handwerkeraufstand
Der patrizische Rat wurde 1348 vertrieben und 1349 durch Karl IV. wieder eingesetzt. Zünfte wurden verboten, was bis 1806 beibehalten wurde. Eine beschränkte Selbstverwaltung der Handwerke erfolgte durch die sog. geschworenen Meister oder Vorgeher. Die Handwerksordnungen wurden vom Rat erlassen.

1349 Zweiter Judenpogrom
Es gab 562 Tote; Zerstörung des Judenvierteles und Vertreibung der übrigen Juden.

Um 1350 Stadterweiterung
Die Stadt entwickelte sich über die alte Stadtumwallung hinaus, der Bau des äußeren Mauerrings begann.

1355 Steuerfreiheit
Mit Urkunde vom 5.4.1355 verlieh Kaiser Karl IV. der Stadt die Freiheit von Zoll, Maut und Ungelt (Steuerfreiheit).

1356 Goldene Bulle und Reichstage
Das erste „Grundgesetz" des Reiches, die Goldene Bulle, wurde in Nürnberg durch Kaiser Karl IV. erlassen. Damit bestimmte er Nürnberg als eine der bedeutendsten Städte im Reich auf „ewige Zeiten" als den Ort, in dem jeder neugewählte deutsche König seinen ersten Reichstag abzuhalten hatte. Zwischen 1378 und 1524 fanden die meisten Reichstage in Nürnberg statt. Nach der Reformation 1525 erfolgten nur noch wenige Besuche der katholischen Kaiser im protestantischen Nürnberg.

Reichskleinodien1423 Reichskleinodien
König Sigismund bestimmte mit Urkunde vom 29.9.1423 die Stadt Nürnberg „auf ewige Zeiten, unwiderruflich und unanfechtbar" als Aufbewahrungsort der Reichskleinodien, die 1424 in die Stadt verbracht wurden. 1796 wurden sie zur Sicherheit vor den Franzosen nach Wien verbracht. Heute werden die oben gezeigten Kopien im Nürnberger Rathaus ausgestellt.

1420/27 Burggrafenburg
Im Auftrag Herzog Ludwigs VII. von Bayern zerstörte Christoph Leininger (Layming) durch Brandstifung die den Zollern gehörende Burggrafenburg (heute Kaiserstallung). Mit Urkunde vom  27.6.1427 verkaufte Kurfürst Friedrich I. von Brandenburg, Burggraf zu Nürnberg, das „Amt der Veste" (Burggrafenburg) mit den Besitzungen in und außer der Stadt um 120.000 fl. an den Rat zu Nürnberg. Dazu gehörten die Reichswälder und die Dörfer Wöhrd, Dürrenhof, Schniegling, Buch, Schnepfenreuth und Höfles.

1431 Bevölkerung
Wegen der Hussitengefahr wurde am 16.10.1427 das Gebot erlassen, daß jeder Bürger über 12 Jahre, sowie Knechte und Mägde, einen Tag am Stadtgraben arbeiten oder sich durch ein „Grabengeld" loskaufen. Dieser Befehl blieb 10 Jahre in Kraft. Am 4.12.1430 wurde das sog. Grabenbuch von Heinrich Kaufer angelegt, das 3552 Einträge umfaßt, aus denen hervorgeht, daß 15.499 weltliche Personen in Nürnberg wohnten, was einer errechneten Bevölkerungszahl von 22.800 entspricht. Der etwa 20 m breite und 12 m tiefe Graben wurde in 10 Jahren ausgehoben.

1449/50  Erster Markgrafenkrieg
1449/50 versuchte Markgraf Albrecht Achilles durch einen zermürbenden Kleinkrieg die Hoheitsrechte Nürnbergs zu beschneiden. Auf beiden Seiten kam es zu massiven Zerstörungen und Plünderungen. Mit Vertrag von 1453 konnte Nürnberg seine Hoheitsrechte gegen den Markgrafen behaupten. Es lebten 30.131 Menschen in der Reichsstadt, darunter 9.912 in die Stadt geflüchtete Bauern.

1452 Die äußere Stadtmauer wurde vollendet

Ab 1470 Hochblüte
Die wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit erlebte die Stadt im ausgehenden 15. und im 16. Jh.. Berühmte Künstler wie Albrecht Dürer, Adam Kraft, Veit Stoß, die Rotgießerfamilien Vischer und Pegnitzer, die Goldschmiedefamilien Jamnitzer und Krug, Humanisten wie Willibald Pirckheimer, Conrad Celtis und Philipp Melanchthon, Wissenschaftler wie der Astronom Johannes Regiomontanus lebten und wirkten in der Stadt. Nürnberg entwickelte sich zu einem Zentrum für das Druckgewerbe und den Musikinstrumentenbau. Der Meistergesang wurde gepflegt und Erfindungen gemacht. Großbauten wie Mauthalle, Unschlitthaus und Kaiserstallung fallen in diese Zeit.

1497 Reichssteuer
Nürnberg wurde mit 2.730 fl. veranschlagt, neben Lübeck der mit Abstand höchste Beitrag einer Reichsstadt. Das Reichssteuerregister von 1497 verzeichnete in Nürnberg 8.376 Haushalte, was eine Schätzung von 28.000 Personen ergibt. Dazu kamen noch ca. 54.000 Personen innerhalb der „Alten Landschaft".

1498/99 Dritter Judenpogrom
Bei der letzten Vertreibung der Juden kam es zu keinen gewaltsamen Übergriffen. Die Synagoge und der Friedhof wurden zerstört. Juden waren in der Folgezeit selbst vom Übernachtungsrecht ausgeschlossen. Erst ab den 1820er Jahren wurde das Aufenthaltsrecht etwas gelockert. 1850 wurde das erste Bürgerrecht an den Hopfenhändler Joseph Kohn erteilt.

1504-06 Landshuter Erbfolgekrieg
Gegen die vertraglich zugesicherte Überlassung eines Teils der eventuell eroberten Gebiete durch Herzog Albrecht IV. von Oberbayern und rechtlich abgesichert durch den ausdrücklichen Befehl König Maximilians I. griff Nürnberg im Juni in den Krieg gegen den geächteten Pfalzgraf Ruprecht ein. Nürnberg kam damit in den Besitz der Ämter Altdorf, Betzenstein-Stierberg, Lauf, Hersbruck, Reicheneck und Velden. Die enormen Kosten beliefen sich auf etwa 360.000 fl., als Ausgleich besaß Nürnberg das größte Landgebiet aller deutschen Städte.

1521 Tanzstatut des Patriziats und Stadtregierung
Viele Familien entstammten ursprünglich der Ministerialität und zogen nach dem Untergang des Stauferreiches in die Stadt. Zunächst gab es keine Unterschiede zwischen Stadt- und Landadel. Mitte des 14 Jh. trennten sich die Wege. Der Stadtadel wandte sich dem Fernhandel und den Finanzgeschäften zu und gelangte meist zu großem Reichtum. Der Begriff des Patriziats entstand erst während des Humanismus. Der Kreis der ratsfähigen Familien wurde 1521 mit dem Tanzstatut auf 42 Familien festgelegt. 1536 wurde noch die Familie Schlüsselfelder kooptiert. Nur Mitglieder dieser Familien konnten zu den 34 patrizischen Ratsherren des „Kleinen Rats" und damit in die Stadtregierung gewählt werden (die acht bürgerlichen Ratsherren hatten bestenfalls beratende Funktion, ihre Stimmen wurden der Mehrheit der patrizischen Ratsherren zugeschlagen). Erst 1729 wurden zunächst sechs Familien (Gugel, Oelhafen, Peßler, Scheurl, Thill, Waldstromer) und 1788 nochmals drei Familien (Peller, Praun, Wölckern) kooptiert, da infolge Aussterbens alter Familien nicht mehr alle Ämter besetzt werden konnten. 1806 beim Übergang an Bayern wurden die 25 noch blühenden patrizischen Geschlechter in die Freiherrenklasse aufgenommen, die im Verlauf des 18. Jh. aufgenommenen Familien wurden als einfache Adelige bestätigt.

1525 Reformation
Von jeher strebte der Rat nach politischer und wirtschaftlicher Unabhängigkeit. Der starke Einfluß der Kirche, welche durch die von ihr verwalteten Stiftungen auch die Wohltätigkeit ausübte, war dem machtbewußten Rat ein Dorn im Auge. Bereits seit 1522 versuchte der Rat den Einfluß der Kirche zurückzudrängen, indem er reformfreudige Prediger in die Stadt holte (Andreas Osiander bei St. Lorenz, Dominikus Schleupner bei St. Sebald und Thomas Venatorius bei der Heilig-Geist-Kirche). Verbunden damit war auch die Übernahme der von der Kirche verwalteten Stiftungen und Überführung in das Stadt- und Landalmosenamt. Die Klöster wurden aufgelöst. Lediglich Caritas Pirckheimer, die Priorin des Klaraklosters (Franziskanerinnen) widersetzte sich. Durch ein Aufnahmeverbot von Novizinnen starb die letzte Klosterfrau 1596. Zur Zeit der Reformation hatte Nürnberg 40.000 bis 50.000 Einwohner.

1552-54 Zweiter Markgrafenkrieg
Mit dem zweiten Markgrafenkrieg versuchte Markgraf Albrecht Alcibiades die Zerstörung der wirtschaftlichen Stellung Nürnbergs und durch Säkularisierung der Bistümer Bamberg und Würzburg ein zollerisches Herzogtum Franken zu schaffen. In mehreren grausam geführten Raubzügen verursachte der Markgraf 1552-54 schwere Verwüstungen in den genannten Gebieten. Besonders schwer betroffen war das Landgebiet Nürnberg. Die Schäden und wurden auf 1.833.315 fl.geschätzt, für das angeworbene Kriegsvolk zahlte die Stadt 3.267.394 fl. Die Schulden der Stadt beliefen sich auf 4,5 Mio. fl. Die Finanzkraft der Reichstadt wurde dadurch stark geschwächt.

1562/63 Pestepidemie mit 9.186 Toten

1575-1696 Universität Altdorf
Am 29.6.1575 erfolgte die Eröffnung in Altdorf als "Hohe Schule" mit vier Disziplinen: Theologie, Rhetorik (Oratorie), Geschichte und Mathematik. Mit Urkunde vom 26.11.1578, veröffentlicht am 25.7.1580, wurde sie durch Kaiser Rudolf II. zur Akademie erhoben, womit die Erlaubnis zur Verleihung der akademischen Titel "Baccalaureus" und "Magister artium" der Philosophie und der artes liberales verbunden war (die sieben Freien Künste waren: Grammatik, Rhetorik, Logik-Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik). Durch die Verpflichtung bedeutender Professoren erfolgte der weitere Ausbau mit Lehrstühlen der Physik, Medizin und Philosophie. Am 3.10.1622 erhob Kaiser Ferdinand II. die Akademie zur Universität mit Promotionsrecht, ausgenommen Theologie, wofür das Promotionsrecht erst am 10.12.1696 durch Kaiser Leopold erteilt wurde.

1582 Kalenderreform
Am 4.10./15.10.1582 wurde der Gregorianischen Kalender in den katholischen Territorien Deutschlands eingeführt. Das evangelische Nürnberg führte die Umstellung erst am 18. Februar auf den 1.März 1700 durch, wodurch sich zu den Zeittafeln anderer Gebiete Abweichungen von 10 Tagen ergeben können.

1621 Einwohnerzahl
Es wurden 8.939 Bürgerfamilien und 1.130 Nichtbürgerfamilien erfaßt; mit den zahlreichen Kindern, Knechten, Mägden und ledigen Gesellen ergibt dies eine Schätzung von über 50.000 Bewohnern. Das Handwerksverzeichnis enthielt 96 geschworene Handwerke mit 3430 Meistern.

1621 Eröffnung des Banco Publico

1618-48 Dreißigjähriger Krieg
Zu Beginn versuchte Nürnberg seine Neutralität mit seiner traditionell kaisertreuen Politik und seiner Zugehörigkeit zur ev. Religionspartei zu bewahren, auch mit Finanzhilfen und Waffenlieferungen an beide Seiten. 1621 verließ Nürnberg die ev. Union und löste damit deren Auflösung aus, sicherte sich aber das Wohlwollen des Kaisers. Am 2.11.1631 schloß sich Nürnberg politisch und am 31.3.1632 militärisch „unter Zwang" dem Schwedenkönig an. Seit 1631 war Franken Kriegsschauplatz. Den Höhepunkt für Nürnberg erreichten die Kämpfe im Juli bis September 1632, als sich König Gustav und Wallenstein bei der Alten Veste bei Zirndorf in befestigten Lagern gegenüber lagen. Der zweimonatige Stellungskrieg verwüstete die Region um Nürnberg. Die Stadt war durch Flüchtlinge und Soldaten überfüllt. Durch Hunger und Seuchen mit der Pest 1634 als Spätfolge starben fast 35.000 Menschen. Die Schlacht von Nördlingen 5/6.91634 vertrieb die Schweden aus Süddeutschland und ließ Nürnberg als schwedische Insel im kaiserlichen Machtbereich zurück. Die Aufnahme Nürnbergs in den Prager Frieden  im Juli 1635 rettete die Stadt , die zu ihrer traditionellen Kaisertreue zurückkehrte. Seit 1640 wurde Franken wieder zunehmend Kriegsgebiet, was zu Kontributionen nach beiden Seiten zwang. Der Westfälische Frieden vom 24.10.1648 befreite Nürnberg aus dieser Lage. Die noch offenen Fragen wurden 1649 im Friedensexekutionskongreß in Nürnberg verhandelt, der am 15./25.9.1649 (julianischer/gregorianischer Kalender) mit dem „Friedensmahl" beendet wurde. Die Schulden der Reichstadt waren von 1,8 Mio. fl. (1618) auf 7,5 gestiegen. Dies bedeutete einen dauerhaften Strukturbruch in finanzieller und wirtschaftlicher Hinsicht.

1644 Pegnesischer Blumenorden (urspr. Löblicher Hirten- und Blumenorden an der Pegnitz)
Gegen Endes des Dreißigjährigen Krieges wurden Sprachgesellschaften zur Pflege der deutschen Sprache gegründet. In Nürnberg erfolgte die Gründung durch Philipp Harsdörffer, Mitbegründer war Johannes >Klaj. Es ist die älteste noch bestehende Gesellschaft zur Pflege der deutschen Sprache, Dichtkunst und Literatur. Der Irrhain bei Kraftshof wurde dem Pegnesischen Blumenorden am 1.2.1681"auf ewige Zeiten" übereignet und wird heute noch für Veranstaltungen genutzt.

1662 Malerakademie
Die Gründung erfolgte durch Jacob von Sandrat, Joachim Nützel und Elias von Goedeler. Im Laufe der Jahrhunderte erlebte die Einrichtung verschiedene Umstrukturierungen und Namensänderungen. Die heutige Akademie der Bildenden Künste kann jedoch auf eine ununterbrochene Tradition zurückblicken.

1790/97 Besetzung
Das Kurfürstentum Baiern und das Königreich Preußen besetzten das Nürnberger Landgebiet.

Um 1800 Romantische Entdeckung
Nürnbergs wurde als Verkörperung altdeutscher Kunst und Kultur entdeckt („Des Reiches Schatzkästlein").

1806 Übergang an Bayern
Die Volkszählung ergab 25.126 Einwohner.