Ausflug nach Kronach zu „Hans von Kulmbach“
Albrecht Dürer überstrahlte alle. Unbestritten war er der erste in seiner Zunft, aber nicht der einzige Künstler seiner Zeit.
Schon im Jahr 1961 widmete Peter Strieder eine Ausstellung des Germanischen Nationalmuseums dem Thema „Meister um Albrecht Dürer“. Nachweislich seit 1502 führte Dürer eine Werkstatt, in der einige Gehilfen aber auch Schüler tätig waren. Zu den bekannteren Malern aus diesem Umfeld zählen Hans Baldung Grien, Hans von Kulmbach, Hans Schäufelin, Hans Springinklee, Wolf Traut, Erhard Schön, Hans und Sebald Beham sowie Georg Pencz. Eine besondere Nähe zu Dürer wird dem aus Kulmbach gebürtigen Hans Süß (um 1480 bis 1522) nachgesagt. Nach Rückkehr von seiner Gesellenwanderung, die ihn bis nach Venedig geführt hatte, wurde Süß 1507 in der Werkstatt des großen Meisters aufgenommen, bis er sich wahrscheinlich vier Jahre danach selbständig machte.
Anlässlich seines Todestags im letzten Viertel des Jahres 1522 gaben die Erlanger Kunsthistoriker Manuel Teget-Welz und Hans Dickel zum 500jährigen Jubiläum einen reich bebilderten Sammelband unter dem Titel „Renaissance in Franken. Hans von Kulmbach und die Kunst um Dürer“ im Michael Imhof Verlag heraus. Fachleute würdigten die Biographie und viele Facetten des Wirkens dieses sehr bedeutenden Malers, dem Dürer einige Arbeiten wie das Tucher-Epitaph von 1513 übertragen hat.
Wer sich Werke des Hans von Kulmbach ansehen möchte, muss in die Sebalduskirche, die Lorenzkirche, ins Germanische Nationalmuseum gehen oder nach Erlangen-Bruck, Wendelstein, Schwabach, Pommersfelden, Bamberg, München, Frankfurt a.M., Berlin, Dresden, Bremen, Karlsruhe, Krakau, London, Straßburg, Basel, Florenz, Madrid, New York, Washington und Los Angeles fahren.
Näher liegt die Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg, in deren Graphischer Sammlung noch ein beträchtliches Konvolut von Zeichnungen des Hans Süß und aus dessen Umfeld erhalten ist. Dieser Fundus war von Ende Juli bis Ende Oktober 2023 in einer Kabinett-Ausstellung in der Fränkischen Galerie Kronach zu sehen. Das Zweigmuseum des Bayerischen Nationalmuseums auf der Festung Rosenberg war der ideale Ort für eine solche Präsentation, denn hier sind auch einige Gemälde des Hans Süß ausgestellt.
Der „Förderverein Kulturhistorisches Museum Nürnberg e.V.“ unterstützte die Ausstellung über Hans von Kulmbach und so lag es nahe nach Kronach zu fahren. Mehrere Mitglieder nahmen die Einladung an und nahmen am Samstag, dem 24. September 2022, an der Exkursion teil. Der frühe Nachmittag bot Gelegenheit zum Stadtbummel und zur Einkehr, bis man sich um 15 Uhr in der mächtigen, ehemals bambergischen Festung einfand. Hier empfing Priv.-Doz. Dr. Manuel Teget-Welz, einer der Ausstellungsmacher, die Gäste aus Nürnberg. Mehr als zwei Stunden lang führte er in Leben und Werk von Hans Süß ein und erläuterte gemäß dem Motto „man sieht nur, was man weiß“ die Originale. Diese waren thematisch gegliedert: künstlerisches Umfeld, Zeichnungen des Hans von Kulmbach, Austausch mit Italien, Kollegen und Konkurrenten, die Hirsvogel-Werkstatt, der ideelle Nachfolger: Georg Pencz.
Jede Ausstellung ist einem bestimmten Thema gewidmet und nur eine gewisse Zeit zu sehen. Damit ist die seltene Gelegenheit geboten, ausgewählte Objekte im Original und ganz aus der Nähe zu studieren. Wer das im Falle des relativ jung verstorbenen Hans Süß versäumt hat, sei auf den exzellenten, reich illustrierten Katalog verwiesen.
Aber auch nach dem Ende dieser Ausstellung über die Kunst um Dürer ist für Liebhaber fränkischer Kunst der Ausflug nach Kronach absolut lohnend.
Peter Fleischmann
Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog erschienen:
Hans von Kulmbach und die Kunst um Dürer
- Herausgeber: Manuel Teget-Welz und Hans Dickel
- Umfang: 24 × 30 cm, 192 Seiten,
219 Farb- und 8 S/W-Abbildungen - Ausstattung: Hardcover
- ISBN: 978-3-7319-1228-6